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Hamburg im Zentrum des Lab-Automation-Sektors

Mit über 1.100 Fachbesuchern und 130 Ausstellern hat Hamburg alle bisherigen Rekorde der internationalen Konferenz SLAS Europe der nach Europa expandierenden Society for Laboratory Automation und Screening (SLAS) gebrochen.

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„Hamburg hat mehr zu bieten als Labskaus“, so der amtierende SLAS-Präsident und EU-Openscreen-Chef Phil Gribbon, Direktor des Fraunhofer-Instituts für Translationale Medizin und Pharmakologie (ITEM) in Hamburg bei der Eröffnung der größten Konferenzmesse für Drug Screening und Laborautomation in Europa. Das sollte sich im Zuge der SLAS Europe auch erweisen: Die 21.000 internationale Mitglieder zählende Society for Laboratory Automation und Screening (SLAS) wählte Hamburg als Veranstaltungsort für drei weitere SLAS Europe-Konferenzen – 2027, 2029 und 2031 – aus.

Das Momentum wollen die Hanseaten strategisch nutzen, um die Zusammenarbeit norddeutscher Biotech-Unternehmen mit Partnern in den aufstrebenden skandinavischen Clustern zu intensivieren, hieß es am Rande der Konferenz von Gribbons und der von BIO Deutschland-Chef Oliver Schacht geführten Clusterorganisation Life Science Nord, die wenige Tage zuvor ihre neue Life-Sciences-Strategie bis 2030 präsentiert hatte.

In Vorträgen, mit Standortbesichtigungen und auf der Ausstellung präsentierten sich auch Unternehmen wie Evotec, acCELLerate Eppendorf, Revvity Deutschland und die mo:re GmbH in einem interdisziplinären internationalem Umfeld, das KI-, Maschinenbau-, Prozesstechnik- und Arzneimittel-Expertise vereinte.

Beste Produktentwicklungen

Genau 40 neue Produktentwicklungen wurden auf der SLAS Europe vorgestellt, ein Großteil davon von Automations-KMU – und allen von der SLAS ausgewählten Start-ups, die im AveNew-Ausstellungsbereich ihre Innovationen präsentierten.

Punkte im Kampf um finanzstarke Entwicklungs- und Vertriebspartner sammelten dabei die Preisträger des SLAS New Product Awards. Der Preis ging in diesem Jahr an zwei Unternehmen: Das im Februar 2023 gegründete und seit März federführend vom Hightech-Gründerfonds Seed-finanzierte Hamburger 3D-Zellkultur-Start-up mo:re und die britische Wildcat Laboratory Solutions Ltd. gewannen den Preis für die beste Produktentwicklung des Jahres 2025, um den sechs Finalisten gekämpft hatten.

Ihr automatisiertes MO:BOT-System will Geschäftsführer Lukas Gaats, der mo:re zusammen mit David Hackenberger (CTO) gegründet hat, zum „Goldstandard der [boomenden] Organoid-basierten“ Medikamentenentwicklung machen. Das auf der Konferenz präsentierte KI-gestützte, vollautomatisierte System ermöglicht auch Nicht-Experten die reproduzierbare Massenherstellung von bis dato vier humanen Organoid-Typen – Herz, Hirn, Leber und Pankreas – für die präklinische Arzneimitteltestung. Weltweit setzen Arzneimittelentwickler große Hoffnungen in die aus pluripotenten Stammzellen hergestellten 3D-Zellkulturen, weil sich mit 3D-Organoiden die In-vivo-Toxizität und -Wirksamkeit im menschlichen Körper meist besser simulieren lassen als im Tierversuch. Dies verspricht, die zeit- und geldraubende hohe präklinische Ausfallrate von Arzneikandidaten bei der Translation in die Klinik zu senken. Nur 10% der vorklinischen niedermolekularen Arzneikandidaten, und 15% der monoklonalen Antikörper und ADCs sind auch in der klinischen Erprobung erfolgreich. Rund 50% erweisen sich als nicht wirksam.

„Unsere Plattform aus Laborroboter und Software ersetzt Tierversuche durch KI-gestützte Kultivierung von Krankheitsmodellen, an denen neue Wirkstoffe standardisiert und im Hochdurchsatz getestet werden können“, erläuterte Gaats in Hamburg. „Dies ermöglicht die Skalierung von Experimenten ohne Beeinträchtigung der Rückverfolgbarkeit und Qualität, um die Lücke zwischen Proof-of-concept- und Industrieexperimenten zu schließen.“ MO:BOT und die bio-abbaubare Plastikalternative 2D Tube Racks der Wildcat Laboratory Solutions  setzten sich im Zuge des NewProduct Awards gegen Produkte der BlutCatBio GmbH, Dispendix GmbH, der Sartorius AG  und von Dunn Labortechnik durch.

Ignite Award für Schweizer

Zum besten ausstellenden Start-up kürte die SLAS  die Schweizer EPFL-Ausgründung Oryl Photonics SA (Lausanne). Die auf Lichtstreuung basierende automatisierte Lösung des Teams um CEO Orly Tarun und Mitgründer Nathan Dupertuis ermöglicht automatisierte Untersuchungen zum Aggregationsverhalten und zur Löslichkeit auch komplexer Biologika unter minimalem Ressourceneinsatz. Oryl Photonics setzte sich beim mit 5.000 Euro dotierten SLAS Ignite Award gegen starke internationale Konkurrenten wie die Instromeda Ltd, Acoustofab Ltd., Unicorn Biotechnologies Ltd. und Phabioc GmbH mit teils faszinierenden Technologieentwicklungen durch.

Die nächste SLAS Europe findet vom 19. Bis 21. Mai 2026 in Österreichs Biotech-Cluster Wien statt. Das US-amerikanische Gegenstück mit zuletzt über 7.000 Fachbesuchern und knapp 430 Ausstellern präsentiert sich vom 7. bis 11. Februar 2026 in der Biotech-Hauptstadt Boston.

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